====== Erstellen eines Exposés ====== ===== Was ist ein Exposé ===== Ein Exposé beschreibt ein Vorhaben, beispielweise die Durchführung einer Bachelor- oder Master-Arbeit. * Es beschreibt somit nicht nur den **Inhalt** eines Vorhabens, * sondern auch das **Vorgehen** (also einen Prozess). Die Aufgabe eines Exposés ist es, den thematischen **Kontext**, die Frage- bzw. **Problemstellung** und die **Zielsetzung** bzw. den Lösungsansatz eines Vorhabens zu beschreiben, sowie das geplante **Vorgehen** und einen **Zeitplan** und meist auch einen **Gliederung**sentwurf. * Zu jedem dieser Aspekte sollte es einen eigenen Abschnitt im Exposé geben (siehe unten). * Zusätzlich ist meist eine Literaturliste sinnvoll. Praktisch jede Abschlussarbeit in der (Umwelt-) Informatik kann grob in einen analytischen Anteil (Beschreibung des IST-Zustandes in einem Projekt, Forschungsgebiet, etc.) und einen konstruktiven Anteil (Was SOLL in der Arbeit getan werden?) zergliedert werden; * Kontext und Fragestellung beschreiben eher den analytischen Anteil * Lösungsansatz und Vorgehen eher den konstruktiven. ===== Warum ist ein Exposé sinnvoll und notwendig ===== Das Erstellen eines Exposés ist ein sehr wichtiger Schritt, denn die zentralen Entscheidungen für das Vorhaben werden hier erarbeitet. * Ein enger Kontakt mit dem Betreuer ist gerade hierbei sehr wichtig. * Probleme in späteren Phasen des Vorhabens haben oft ihre Wurzeln in einem zu schwach ausgearbeiteten Exposé. Ein Exposé kann als Vertrag zwischen betreuender und betreuter Person aufgefasst werden: * Das, was im Exposé steht, sollte auch getan werden; * die betreuende Person kann dies erwarten und notfalls darauf pochen. * Aber es gilt auch: Das, was nicht im Exposé steht, muss auch nicht getan werden; * die betreute Person kann notfalls darauf pochen, nicht mehr leisten zu müssen als abgesprochen war. Ein Exposé ist keine Kurzfassung der schriftlichen Ausarbeitung! * Insbesondere sollte ein Exposé nicht verwechselt werden mit der Gliederung der finalen Arbeit. * Ein Exposé kann einen Entwurf einer Gliederung enthalten, ist aber nicht diese Gliederung. * Oftmals kann aber das Exposé fast 1:1 für das 1. Kapitel der Arbeit (Einleitung) verwendet werden. ===== Formales ===== Ein Exposé wird nach der Themenfindung und gegen Ende der Einarbeitungsphase einer Arbeit geschrieben. * Es ist Grundlage einer Diskussion mit dem Betreuer, an deren Ende ein Go/ No Go steht. Ein Exposé sollte ca. einen Umfang von zwei bis vier A$-Seiten haben * es kann mehr haben, manchmal auch weniger. Die Erstellung eines (ersten) Exposés sollte nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ein Exposé wird nicht benotet – also keine Angst beim Schreiben! ===== Inhalt des Exposés ===== Es sollte Aussagen zu den folgenden Punkten machen: * **Motivation** * Hier wird das Themengebiet der Arbeit erläutert. Eine Eingrenzung sollte vorgenommen und seine Relevanz begründet werden: * Welches (aktuelle) Thema ist der Ausgangspunkt der Arbeit (z.B. Energiewende, Umweltbelastung, Hochwassergefahr)? * Welche Relevanz hat das Thema (für die Gesellschaft, für eine Gruppe, für ein Unternehmen etc.)? * Alternative Titel für diesen Abschnitt * Themengebiet der Arbeit, thematischer Kontext, Hintergrund, Vorgeschichte, Motivation (weniger gut: Einleitung) * **Problemstellung** * Mit welchem konkreten Problem befasst sich die Arbeit (innerhalb des o.g. Themengebiets)? * Warum ist dieses Problem relevant, wichtig, spannend, schwierig? * Alternative Titel für diesen Abschnitt * Fragestellung, Problem, Problembeschreibung, Aufgaben, Forschungsfrage, Schwächen von * **Zielsetzung** der Arbeit (WAS?) * Was soll in der Arbeit erreicht werden? Welches Ergebnis soll die Arbeit bringen? * Dabei kann es sich z.B. handeln um: * die Beantwortung von Forschungsfragen, * das Erstellen von Konzepten, * die Entwicklung von Hardware oder Software mit neuartigen Eigenschaften. * Welchen Beitrag leisten die Ergebnisse * bei Bachelorarbeiten: zur Lösung des beschriebenen Problems? * bei Masterarbeiten: insb. auch zum Stand der Wissenschaft? * Alternative Titel für diesen Abschnitt * Lösungsansatz, Lösungsidee, Lösungsskizze, Vorhaben, Gegenstand der Arbeit * **Vorgehensweise** (WIE?) * Hier wird der Weg skizziert, auf dem die Ergebnisse erreicht werden sollen, und welche Methoden dabei eingesetzt werden sollen. * zu beantwortende Fragen: * Welche Methoden und Techniken sollen eingesetzt werden? * Welches Material liegt bereits vor? Auf welchen Ergebnissen wird aufgebaut? * Welches ist der geplante Lösungsweg, welches sind die verwendeten Methoden, wie werden die Ergebnisse evaluiert? * Ein Softwareentwicklungsprojekt kann beispielsweise * wasserfall-artig geplant werden (mit „Big Bang“-Auslieferung) oder * in agil motivierten Inkrementen, die mit der betreuenden Person regelmäßig rückgekoppelt werden. * Alternative Titel für diesen Abschnitt * Methodik, Methodisches Vorgehen, Geplanter Ablauf, Geplante Aktivitäten * **Gliederung** * Eine erster Gliederungsentwurf dient als Diskussionsgrundlage für den späteren Aufbau der Abschlussarbeit. * **Zeitplan** * Die methodische Vorgehensweise wird in einzelne Arbeitspakete unterteilt und mit einer groben Abschätzung der benötigten Zeit versehen. * **Literaturverzeichnis** * Liste der im Exposé verwendeten (referenzierten) Literaturquellen. * Dabei sollte bereits auf das richtige Format für Literaturangaben geachtet werden. * Vorläufiges Literaturverzeichnis * Welche Literatur wurde als nützliche Quelle bereits identifiziert und wurde zur Orientierung im Thema herangezogen? * Eine Literaturliste ist kein Muss, insbesondere nicht im ersten Entwurf. Wenn es zentrale Artikel für das Vorhaben gibt, sollten diese aber aufgeführt werden. * Forschungszusammenhang (ggf. bei Masterarbeiten sinnvoll) * ggf. erfolgt auch die Einordnung des Themas in die Umwelt-Informatik-Landschaft (Masterarbeit) * Um welchen Bereich der Informatik und welche wissenschaftliche Disziplin handelt es sich? * Welche Denkansätze gibt es bereits in diesem Bereich? * Wie ist der aktuelle Stand der Forschung? Worauf baut die eigene Arbeit auf? Das **Deckblatt** des Exposés enthält mindestens die folgenden Informationen: * Namen (und Kontaktdaten) der/des Studierenden * einen Arbeitstitel für die Arbeit * das Datum der Erstellung * Namen der betreuenden Person(en) - falls schon festgelegt. **Iterationen** * Ein Exposé entseht meist in einem iterativen Prozess. * D.h. die erste Version kann, muss aber nicht perfekt sein. * Ich gebe Feedback zum Exposé und lasse es gegebenenfalls überarbeiten. * Dieser Autor-Kritiker-Zyklus kann sich einige Male wiederholen, aber nicht zu oft. * Werden es mehr als fünf Zyklen, dann ist etwas faul in der Kommunikation zwischen betreuter Person und Betreuer. * Idealerweise sind die verschiedenen Versionen des Exposés durch eine Versionsnummer kenntlich gemacht.